Während die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie annimmt, dass absichtsvolles Handeln nicht generell vom „bewussten“ Willen, sondern vor allem von Emotionen gesteuert wird, geht die Verhaltenstherapie davon aus, dass Gedanken die Gefühle steuern.
Eine seelische Erkrankung wird somit in der Verhaltenstherapie als Ergebnis eines fehlgeleiteten Lernprozesses begriffen, dessen Muster und aufrechterhaltenden Bedingungen, wie auch dessen Konsequenzen es aufzudecken und zu verändern gilt.
Die Verhaltenstherapie wurde überwiegend in den USA aus der Lerntheorie entwickelt und ist eine „Erfahrungswissenschaft“, d.h. sie wird anhand erhobener Daten und Untersuchungen ständig fortentwickelt.
Grundgedanke der Verhaltenstherapie ist, dass erlerntes Verhalten wieder verlernt und neue, angemessenere Verhaltensmuster erlernt werden können. Eine Weiterentwicklung der Methode über beobachtbares Verhalten hinaus besteht in der Einbeziehung von Kognitionen, also Gefühlen, Überzeugungen, Gedanken, Bewertungen und körperlichen Faktoren.
In modernen Verfahren wie Schematherapie und CBASP werden zusätzlich lebensgeschichtlich erworbene Grundüberzeugungen und Beziehungsmuster in die Verhaltensanalysen mit einbezogen.
Nach der Verhaltensanalyse werden Behandlungsziele vereinbart und gezielte Behandlungsmaßnahmen zur positiven Veränderung geplant. Diese Techniken haben starken Übungscharakter und erfordern engagierte Mitarbeit und Eigenaktivität des Betroffenen.
Ziel der Verhaltenstherapie ist in erster Linie die Veränderung der Symptomatik; Ursachen oder lebensgeschichtliche Hintergründe spielen nur eine untergeordnete Rolle. Hauptsächliche Wirkfaktoren liegen in der Nähe zum konkreten Problem und der aktiven Entwicklung von Hilfen zur Problembewältigung.
Die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie ist aufgrund ihrer Symptomorientierung und der standardisierten Techniken wissenschaftlich gut belegt, was bei individuelleren Methoden weniger einfach möglich ist.