Essen ist ein menschliches Grundbedürfnis – es sichert unser Überleben. Wer mit Lust isst, wenn er hungrig ist und aufhört, wenn er satt ist, wird sich weder ständig überessen noch unterversorgen.
Andererseits schlägt Stress auf den Magen und Liebe geht durch ihn. Dient Essen überwiegend der Kontrolle von Gefühlen, wird dadurch die Fähigkeit zur Selbstbestimmung ausgehandelt, bedeutet die Zahl auf der Waage ein Maß für den eigenen Wert oder stellt in erster Linie der Körper die persönliche Identität dar – dann sichert Essen nicht mehr das Überleben, sondern gefährdet die Gesundheit.
Essen ist von Beginn des Lebens eine zutiefst soziale Angelegenheit, über die zwischenmenschliche Beziehung erfahren und die Beziehung zur eigenen Persönlichkeit geprägt wird. Unangemessene familiäre und gesellschaftliche Anforderungen begünstigen die stellvertretende Lebensgestaltung durch die Kontrolle des Körpers.
Als Essstörungen werden unterschieden: die Magersucht oder Anorexie, die Ess-Brech-Sucht oder Bulimie, die Binge Eating Disorder und in jüngerer Zeit die Biggerexie.
Kennzeichen der Magersucht ist die panische Angst, an Gewicht zuzunehmen und ein markanter Gewichtsverlust. Gewichtsreduktion wird herbeigeführt durch Hungern, exzessiven Sport, gelegentlich unterstützt durch Appetitzügler, abführende und entwässernde Mittel. Häufig erleben sich die Betroffenen nicht als krank, da sie sich auch bei erheblichem Untergewicht als dick sehen. Die Anorexie ist bei jungen Frauen mit die häufigste Todesursache.
Ess-Brech-Süchtige leiden unter Heißhungerattacken, bei denen in kurzer Zeit große Nahrungsmengen aufgenommen werden. Um gleichzeitig nicht zuzunehmen, wird die Nahrungsmenge reduziert oder Erbrechen herbeigeführt, was mit großer Beschämung verbunden und deshalb verborgen wird. Durch den Gebrauch von Abführmitteln oder Appetitzüglern und in erster Linie durch das Erbrechen wird der Körper schwer geschädigt.
Die Binge Eating Disorder geht ebenfalls mit einem anfallsartigen, unkontrollierbaren Verschlingen großer Nahrungsmengen einher. Die „Schlingattacken“ müssen im nachhinein allerdings nicht ungeschehen gemacht werden, so dass Betroffene oft deutlich übergewichtig sind und unter Folgekrankheiten körperlicher und seelischer Natur leiden.
Kennzeichen der Biggerexie ist der zwanghafte Wunsch, den als unansehnlich schmächtig erlebten Körper muskulöser machen zu wollen; betroffen sind in erster Linie junge Männer, die ihren Körper durch die Einnahme von Anabolika und anderen leistungssteigernden Produkten und übertriebene sportliche Aktivitäten schädigen.